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Tag 8

Der letzte Tag der Rallye, bei dem Tagesaufgaben zu erfüllen sind. Da wir gestern schon auf die andere Rheinseite gefahren sind, haben wir beim Start zur ersten Tagesaufgabe mit die Nase vorn. Wir sollen die sagenumwobene Raubritterburg Bergwartstein finden. Laut unserem Roadbook liegt die gleich bei Bad Bergzabern.

Auf dem Weg dorthin tauschen wir (wer aufgepasst hat: wir haben wieder das Bundesland gewechselt...jetzt Rheinland-Pfalz) unsere grünen Äpfel vom Bodensee gegen ein goldgelbes Weizenbrot bei einer doch recht genervten Bäckersfrau. Weiter geht es nach Bad Bergzabern, dort gibt es aber nur ein Schloss, um das wir hilfesuchend erstmal drumherum fahren. Dann entdecken wir aber, dass wir noch ein Stück weiter westlich die Landstraße bis zum nächsten Ort Erlenbach weiterfahren müssen.  Und dort thront sie sehr erhaben über dem Dorf. Kurzer Fotostopp und Plausch mit den dort getroffenen Frühaufsteherteams und dann sucht sich jeder seinen Weg zum nächsten Ziel.

Dies ist ein deutsch-französischer Grenzstein in einem kleinen Ort westlich von Saarlouis. Um aber dahin zu kommen,  müssen wir Pirmasens, Zweibrücken, Saarbrücken und Völklingen passieren. Das bringt uns ohne Navi- und Autobahnbenutzung fast an unsere Grenzen. Zumal der Samstagvormittagsverkehr eingesetzt hat und  Breitbandausbau- und sonstige Straßenbaustellen in gefühlt fast jedem 2. Ort den Durchgangsverkehr lahmlegen.

 

Auf dem Weg in den kleinen Ort Hemmersdorf zum Grenzstein lacht uns in dem noch kleineren Ort Gisingen ein Dorfladen an (wir haben das Saarland erreicht, also wird wieder ein Tauschgeschäft fällig). Und die nette Ladenbesitzerin und ihre einzige Kundin sind so begeistert von unserer Tourgeschichte, dass sie uns nicht nur das Brot gegen eine blaue Milchpackung eintauschen, dann noch 2 Kaffee spendieren und zu guter Letzt noch ihr Dorf und alle umliegenden Dörfer auf der Suche nach einem 80jährigen Fritz abtelefonieren. Und es gibt tatsächlich einen im Nachbardorf...aber er ist nicht zu erreichen. Unsere Enttäuschung wärt aber nur kurz, weil allein solche Begegnungen, wie diese dem kleinen Dorfladen und diese große Hilfsbereitschaft überall machen diese Tour aus!

Aber dann müssen wir uns doch von den beiden Damen trennen (wobei eine von den Beiden Ostseefan ist und durchaus auch mal unser schönes Wismar besuchen kommen will).

Also weiter zum Grenzstein: vorbei an einer kleinen Marienkapelle auf einem Weg, der eigentlich maximal ein Radweg sein kann und dann noch ein Stückchen den Ackerweg entlang, finden wir ihn ganz unscheinbar am Feldrain. Wenn da nicht noch extra ein kleines Straßenschild "Deutsch-Französische Grenze" gestanden hätte, wären wir vorbeigefahren. Witzigerweise tauchen dann an diesen Stellen auch ein paar andere Teams wieder auf, die man vorher lange nicht gesehen hat. Aber es bleibt wieder nur Zeit für einen kurzen Erfahrungsaustausch und ein Foto.

Wir wollen heute noch die letzte Tagesaufgabe an der Mosel erfüllen und müssen jetzt auch an die organisatorischen Sachen denken, wie Beweisfotos auszudrucken (da morgen Sonntag ist, finden wir ja nur noch bis heute Abend einen Laden dafür) und noch ein paar  Fahrdaten ins Roadbook zu schreiben. Dieses muss nämlich morgen beim Überqueren der Ziellinie abgegeben werden und dafür vollständig ausgefüllt sein. Also noch schnell südlich von Trier ins Einkaufzentrum und Fotos ausdrucken. Aber dann geht's endlich zur Mosel. Da wir nicht durch Trier fahren wollen (nach Saarbrücken sind wir geheilt von Großstadtdurchfahrungen), suchen wir uns einen Weg über südliche Landstraßen. Dabei haben wir aber ganz doll das Auf und Ab der Weinbergstraßen unterschätzt und auch hier machen uns diverse Straßensperrungen das Fahren schwer. Wir kommen nur mühsam voran.

Erst gegen 15:00Uhr sind wir am Ausgangspunkt der nächsten und letzten Roadmission. So heißen die Aufgaben,  bei denen wir bestimmte Orte und Straßen  bis zu einem festgelegten Ziel befahren müssen und dies dann immer an einem festgelegten Ort mit einem Foto von uns und unserem Rallyefahrzeug dokumentieren müssen. An der Mosel geht es von Martensdorf über Fell, Büdlich, Heidenburg, Neumagen-Dhron und dann über die Moselbrücke in Piesport und hoch auf den Weinberg zur Panoramastraße.

Wir haben herrlichsten Sonnenschein, als wir von ganz oben über die Moselschleife blicken. Und wir sind einfach nur glücklich, es bis hierhin geschafft zu haben. Allen Teams, die wir dort treffen, geht es ähnlich und endlich können wir uns auch mal die Zeit nehmen und diesen Moment einfach nur genießen.

Morgen geht es dann auf die letzte Etappe bis Hattingen. Das Reglement sieht zwar vor, dass wir dafür auch ausnahmsweise Autobahnen benutzen dürfen, aber wir wollen versuchen, dies bis zum letzten Kilometer zu vermeiden. (Das ist unsere ganz persönliche Challenge.) Deshalb entschließen wir uns, heute noch ein ganzes Stück weiter gen Norden zu fahren. Nach einem kurzen kulinarischen Abstecher zum Kloster Machern fahren wir über Kinderbeuren, Ulmen, Nürburg bis nach Mayen, Andernach und Neuwied.

Wir sind ziemlich erschlagen von 12,5 Stunden reiner Fahrtzeit und buchen uns deshalb in einem kleinen Hotel in der Innenstadt von Neuwied ein. Wir freuen uns auf den morgigen Finaltag, aber es wird mit Sicherheit auch ein bisschen Wehmut dabei sein, dass diese aufregende Woche doch viel zu schnell vorbeigegangen ist.

 

 

Ergänzung: Auf dem Weg nach Saarburg kurz hinter Orscholz fiel uns dann noch ein, dass wir das Saarland ja schon wieder verlassen hatten, also im nächsten Bundesland sind und wieder tauschen müssten. Haben wir dann auch gemacht: Milch in blauer Verpackung gegen schwarzen Schirm, aber was für ein Fauxpas!  Wir waren ja wieder in Rheinland-Pfalz (und diesen Tausch hatten wir ja schon gemacht), der Nächste wäre also erst in Nordrhein-Westfalen fällig gewesen...ach herrje. Gibt's dafür Punktabzug?

 

Tagesleistung heute: 524km